Mittwoch, 2. Februar 2011
Der Ponyhof hält den Atem an!
Was geschehen ist? Eine Klausur steht vor der Tür.
Für Unwissende erst mal zur Erklärung: die Bezeichnung „Ponyhof“ leitet sich von PH ab, der Abkürzung für Pädagogische Hochschule.
Ich bin einer dieser Ponyhof-Studenten, schon verdammte drei Jahre. Und auch ich sitze im Seminarraum und werde gleich besagte Klausur mitschreiben.
Bevor es aber soweit ist, müssen sämtliche Vorbereitungen getroffen werden: guten Sitzplatz reservieren, Kugelschreiber&Co. bereit legen und dann noch mal das Skript auf den Tisch und das Kurzzeit- gedächtnis ordentlich vollstopfen.
Nach wenigen Minuten muss ich dieses Vorhaben aber leider aufgeben – und das nicht, weil die Dozentin da ist.
Nein, zwei Reihen vor mir sitzen zwei hysterische Blockflöten, die ihren eigenen Aussagen zufolge fast nichts gelernt haben. Die eine bittet die andere, doch besonders groß und bestenfalls mit dickem Filzstift zu schreiben. Dann könne sie abschreiben, falls ihr etwas nicht einfalle. Macht auf jeden Fall Sinn, wenn sich zwischen Blockflöte A und Blockflöte B ein Tisch mit zwei Sitzplätzen befindet. Gezeichnet von Sorgenfalten berichtet Blockflöte B, sie habe heute extra viele Kulis dabei für den Fall, das einer schlapp machen sollte. Blockflöte A zieht nochmal ihre Karteikärtchen aus der Tasche. Ich denke nur: ja, du hast sicher nicht viel gelernt auf die Klausur. Das erkenne ich allein schon daran, dass du auf deinen Karteikärtchen vier verschiedene Textmarker verwendest.
Ich bin gezwungen, aufzustehen und den Raum zu verlassen. Mein Blick trifft den einer Kommilitonin: sie verdreht die Augen, ich suche schleunigst das Weite. Soweit, so gut – das Hirn nochmal gefüttert, Dozentin im Anmarsch, ich begebe mich auf meinen Sitzplatz.
Eine Reihe vor mir die nächste interessante Diskussion. Auslöser ist ein kleines, braunes Fläschchen mit weißem Deckel, das winzige Kügelchen beinhaltet. Die Nebensitzerin und Frau Alternativmedizin tauschen sich über den Inhalt aus: drei Globuli 2 (schnell mal gegoogelt, hilft gegen Angst) verschwinden im Rachen von Doktor Kügelchen. Sie nehme im Abstand von einer Stunde je drei Kügelchen von Globuli 2, Globuli 6 (Verlust, Trauer?!), Globuli 7 (Entschlacken/ Entgiften?) und Globuli 8 (ich bin mir mit den Zahlen nicht mehr so 100%ig sicher). Auf jeden Fall sei sie noch nie so entspannt gewesen wie damals im Mathe-Abi! Den weißen Kügelchen sei Dank. Na dann – Mahlzeit! Wäre das auch geklärt.
Gut, die Klausur wird ausgeteilt. Blockflöte A – sie sitzt in Reihe eins – liest sich die Fragen durch und juchzt vor Freude: „JAAAAAAAA“. Dazu ballt sie die Siegerfäuste. Keine Überraschungen, es kommt genau das dran, was sie gelernt hat. Bedenkt man, dass es sich um einen Fragenkatalog von zehn Fragen handelt, Hut ab! War nicht vorherzusehen, was einen da erwartet…
Ein Kommilitone vergewissert sich nochmal: „Also ich möchte ja nen unbenoteten Schein. Soll ich die Fragen stichwortartig beantworten oder trotzdem in ganzen Sätzen schreiben?“. Ja, die Aggressionen kochen so langsam über. Meine Nebensitzerin bringt mich Gott sei Dank wieder etwas runter – sie cremt sich noch kurz die Hände mit wohlig duftendem Melkfett ein, bevor sie sich ihres Strickpullis entledigt. Die Creme trägt übrigens – kein Scherz (siehe Beweisfoto) – den Namen „Euterpflege spezial“. Ich möchte gar nicht daran denken…NEIN…PFUI!



So, jetzt noch kurz den hübschen Schal vom Hals gewickelt, der im Sommer gut und gerne einer fünfköpfigen Familie Schatten spenden könnte…dann kann es endlich losgehen! Eureka.

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