Mittwoch, 16. Februar 2011
Nur mal so für zwischendurch…!
Ich hätte definitiv einiges, was mir auf der Seele, unter den Fingernägeln oder sonst wo brennt…leider komme ich momentan nicht so wirklich dazu, etwas zu schreiben. Die letzten Wochen waren geprägt von Praktikum, Lernen und solchem Schweinskram. Jetzt geht es mit Praktikum inklusive frühem Aufstehen und viel Kaffee weiter. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass die nächste Zeit produktiver wird. In Anbetracht der Tatsache, dass wir erst Dienstag haben und die Arbeitswoche fünf Tage zählt, ist mein Aggressionspotenzial schon deutlich angestiegen.
Warum???
Ich bin ein absoluter Faschingsfan, es gibt nichts Tolleres als diese bescheuerten Lieder mit ihren noch viel beschisseneren Choreographien. „Cowboy und Indianer“ und wie sie alle heißen…Songs, zu denen 50-jährige beim Après-Ski auf den Tischen tanzen, die Hüften kreisen lassen und mitgröhlen, als gäbe es kein Morgen mehr.
Nun ja, es steht bald wieder Fasching an, inklusive Faschingsfeier an meiner aktuellen Praktikumsschule. Eine Doppelstunde Sport ist an sich eine tolle Erfindung. Nicht jedoch, wenn sie zum Einüben der „Fliegerlied“-Choreo dient. Und da es nicht einfach ist, solch aussagekräftige Texte in entsprechende Bewegungen umzumünzen, drückt der zum DJ umfunktionierte Sportlehrer immer und immer wieder die Play-Taste. Ich habe jetzt schon so ein leichtes Kratzen im Hals, ich glaube bis Freitag in 2 Wochen ist das eine ausgeprägte Erkältung mit allem Drum und Dran!
Nach der Schule verdiene ich mir übrigens noch ein paar Groschen in einer Kinderkrippe. Wir erinnern uns: Fasching steht vor der Tür. Und so bekommt mein von Karnevalsfieber geprägter Tag noch das Sahnehäubchen aufgesetzt: mit den Unter-3-Jährigen wird „Das rote Pferd“ einstudiert. Oh Herr, bitte lass schnell Wochenende sein…ganz schnell! Denn es stehen noch eine Sportstunde und zwei Singkreise an.

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Mittwoch, 2. Februar 2011
Der Ponyhof hält den Atem an!
Was geschehen ist? Eine Klausur steht vor der Tür.
Für Unwissende erst mal zur Erklärung: die Bezeichnung „Ponyhof“ leitet sich von PH ab, der Abkürzung für Pädagogische Hochschule.
Ich bin einer dieser Ponyhof-Studenten, schon verdammte drei Jahre. Und auch ich sitze im Seminarraum und werde gleich besagte Klausur mitschreiben.
Bevor es aber soweit ist, müssen sämtliche Vorbereitungen getroffen werden: guten Sitzplatz reservieren, Kugelschreiber&Co. bereit legen und dann noch mal das Skript auf den Tisch und das Kurzzeit- gedächtnis ordentlich vollstopfen.
Nach wenigen Minuten muss ich dieses Vorhaben aber leider aufgeben – und das nicht, weil die Dozentin da ist.
Nein, zwei Reihen vor mir sitzen zwei hysterische Blockflöten, die ihren eigenen Aussagen zufolge fast nichts gelernt haben. Die eine bittet die andere, doch besonders groß und bestenfalls mit dickem Filzstift zu schreiben. Dann könne sie abschreiben, falls ihr etwas nicht einfalle. Macht auf jeden Fall Sinn, wenn sich zwischen Blockflöte A und Blockflöte B ein Tisch mit zwei Sitzplätzen befindet. Gezeichnet von Sorgenfalten berichtet Blockflöte B, sie habe heute extra viele Kulis dabei für den Fall, das einer schlapp machen sollte. Blockflöte A zieht nochmal ihre Karteikärtchen aus der Tasche. Ich denke nur: ja, du hast sicher nicht viel gelernt auf die Klausur. Das erkenne ich allein schon daran, dass du auf deinen Karteikärtchen vier verschiedene Textmarker verwendest.
Ich bin gezwungen, aufzustehen und den Raum zu verlassen. Mein Blick trifft den einer Kommilitonin: sie verdreht die Augen, ich suche schleunigst das Weite. Soweit, so gut – das Hirn nochmal gefüttert, Dozentin im Anmarsch, ich begebe mich auf meinen Sitzplatz.
Eine Reihe vor mir die nächste interessante Diskussion. Auslöser ist ein kleines, braunes Fläschchen mit weißem Deckel, das winzige Kügelchen beinhaltet. Die Nebensitzerin und Frau Alternativmedizin tauschen sich über den Inhalt aus: drei Globuli 2 (schnell mal gegoogelt, hilft gegen Angst) verschwinden im Rachen von Doktor Kügelchen. Sie nehme im Abstand von einer Stunde je drei Kügelchen von Globuli 2, Globuli 6 (Verlust, Trauer?!), Globuli 7 (Entschlacken/ Entgiften?) und Globuli 8 (ich bin mir mit den Zahlen nicht mehr so 100%ig sicher). Auf jeden Fall sei sie noch nie so entspannt gewesen wie damals im Mathe-Abi! Den weißen Kügelchen sei Dank. Na dann – Mahlzeit! Wäre das auch geklärt.
Gut, die Klausur wird ausgeteilt. Blockflöte A – sie sitzt in Reihe eins – liest sich die Fragen durch und juchzt vor Freude: „JAAAAAAAA“. Dazu ballt sie die Siegerfäuste. Keine Überraschungen, es kommt genau das dran, was sie gelernt hat. Bedenkt man, dass es sich um einen Fragenkatalog von zehn Fragen handelt, Hut ab! War nicht vorherzusehen, was einen da erwartet…
Ein Kommilitone vergewissert sich nochmal: „Also ich möchte ja nen unbenoteten Schein. Soll ich die Fragen stichwortartig beantworten oder trotzdem in ganzen Sätzen schreiben?“. Ja, die Aggressionen kochen so langsam über. Meine Nebensitzerin bringt mich Gott sei Dank wieder etwas runter – sie cremt sich noch kurz die Hände mit wohlig duftendem Melkfett ein, bevor sie sich ihres Strickpullis entledigt. Die Creme trägt übrigens – kein Scherz (siehe Beweisfoto) – den Namen „Euterpflege spezial“. Ich möchte gar nicht daran denken…NEIN…PFUI!



So, jetzt noch kurz den hübschen Schal vom Hals gewickelt, der im Sommer gut und gerne einer fünfköpfigen Familie Schatten spenden könnte…dann kann es endlich losgehen! Eureka.

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Dienstag, 1. Februar 2011
Ja, es gibt sie tatsächlich…
Momente, in denen selbst ich fassungslos bin! Was geschehen ist?
Nichts ahnend sitze in einem Seminar. Es ist 9:45 Uhr, ein Referat steht an, ich bin bestens präpariert: was zu essen, was zu trinken, flankiert von netten Sitznachbarn und vor mir der neue "kicker". Das Referat beginnt wie so ziemlich jedes: Vorstellung, Gliederung, etwas bla bla.
Den Inhalt der Einleitung kann ich leider nicht mehr wiedergeben, weil ich ausnahmsweise mal in der letzten Reihe sitze und mich auf den Artikel konzentriere, der vom neuen Ruhrpotthelden Kevin Großkreutz handelt. Der hat vergangenes Wochenende Vizekusen fast im Alleingang erlegt.

Plötzlich ein Kläffen!

Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass Hunde oder Säuglinge in PH-Seminaren keine Seltenheit sind. Es handelt sich in diesem Fall aber nicht um einen Vierbeiner…nein…da vorne stehen zwei erwachsene Menschen, die gefühlte fünf Minuten mit Handpuppen demonstrieren, wie Gewaltprävention im Kindergarten funktioniert.
Wilder Willi bellt Ruhig Schnecke pausenlos an. Diese versucht zu beschwichtigen. In mir steigt dieses schreckliche Gefühl auf – es nennt sich Fremdscham. Irgendwann ist der Spaß vorbei, Ruhig Schnecke spricht wieder mit normaler Stimme. Normal bedeutet, dass ihre Stimmlage mir eine Gänsehaut vom Feinsten beschert…und das nicht gerade aufgrund der erotisierenden Wirkung. Die Gruppenarbeit wird verteilt, wir warten noch ein paar Augenblicke auf den Abgang des Profs und verziehen uns in die Caféteria.
NEIN, dafür bezahle ich keine 605€ Studiengebühren pro Semester. Ich will Lehrer werden, nicht Theaterpädagoge. Wobei das eine das andere manchmal (leider) nicht ausschließt. Übrigens erfahre ich hinterher, dass der Prof die Referatsgruppe in den höchsten Tönen lobt: das beste Referat, das er in den vergangenen fünf Jahren gehört habe. Willkommen an der Pädagogischen Hochschule, meine Damen und Herren. Es sinkt für sie – das Niveau!
Diese Momente kann und möchte ich einfach nicht länger für mich behalten. Ich brauche einen Kanal, um solche oder ähnliche Erlebnisse zu verarbeiten. Es kann ja nicht angehen, dass ich der Einzige bin, der seine Schädelfrontpartie ruiniert - weil er tagtäglich vor Verwunderung die Stirn in Falten legen muss. Wobei, das mit den Falten liegt vielleicht auch an meiner Brille: die ist schon etwas in die Jahre gekommen, von den Gläsern blättert die Beschichtung. Da muss man schon ab und an mal kräftig die Augen zusammenkneifen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Lasset die Spiele beginnen. Viel Spaß mit: me, myself and wIves.

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